Krankheiten im Bewegungsapparat beim Hund
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Schema eines Gelenks:
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Distorsion
(Verstauchung, Zerrung)
Durch traumatische Einflüsse wie Sturz, Fehltritt, Durchtreten der Gelenke, Hängenbleiben oder gewaltsame Einwirkungen können sich Gelenkflächen zeitweise verlagern, nehmen aber gleich wieder ihre ursprüngliche Stellung ein. Eine Distorsion kann kombiniert mit Blutergüssen auftreten, die Ueberdehnung, Zerrung oder das Reissen eines Gelenkbandes führt zu weniger oder aber sehr ausgeprägten Lahmheiten mit Schwellung und Empfindlichkeit in diesem Bereich.
Als erste Hilfemassnahme ist das Gelenk
ruhig zu stellen z.B. mit Verbänden und eine passende Therapie anzustreben.
Luxation (Verrenkung, Ausrenkung)
Darunter versteht man eine dauernde, vollständige Verlagerung eines Gelenkendes unter gleichzeitiger Zerreissung von Teilen der Kapsel oder der Bänder. Luxationen können primär traumatisch oder aber sekundär im Verlauf anderer Krankheiten auftreten. Angeboren ist z.B. die Patella-Luxation, die sich immer wieder von selbst einrenkt.
Die Behandlung einer Luxation besteht im
Einrenken (nur unter Narkose möglich), danach Ruhigstellen. Als
Subluxation bezeichnet man eine unvollständige
Verrenkung, wobei Teile der Gelenkflächen sich noch berühren. Sie kommt relativ
häufig vor. Lose Bänder und schwache Muskulatur verleihen dem Gelenk zu viel
Spiel. Hier sollte dringend eine passende Therapie und ein Bewegungsprogramm
eingesetzt werden um entsprechend vorzubeugen. Auffallend auch hier gewisse
genetische Einflüsse.
Kontusion
Die Quetschung oder Prellung des Gelenkes mit Reizung der Muskulatur, Bänder, Kapsel und Knochenhaut. Meist verbunden mit Blutergüssen in der Gelenkhöhle. Die Kontusion ist immer begleitet von Wärme, Schwellung und Druckschmerz.
Das Gelenk ist ruhig zustellen und das Tier
zu schonen. Eine passende biologische Therapie darf keinesfalls fehlen.
Erkrankungen von
Sehnen, Schleimbeutel und Muskeln
Tendopatien
Sehnen sind die Befestigung der Muskeln an den Knochen. Sie überziehen teilweise Knochenvorsprünge und sind vor Abreibung oder Zerreissung durch Sehnenscheiden geschützt. Hinweise auf Sehnenerkrankungen sind Schwellung oder Vertiefung der Sehne, Lahmheit, abnorme Beweglichkeit der kranken Gliedmasse, evtl. knirschende Geräusche bei Palpation.
Ursachen für eine Sehnenruptur (totales oder partielles Zerreissen) sind Schnittwunden oder Ueberdehnung, diese treten z.B. bei Kniegelenksbandrissen, an der Achilessehne aber auch ich Bereich der Fussballen auf.
Bei einer Sehnenentzündungen ist die Sehne dicker, schmerzhaft und vermehrt warm, meist ist die Tenditis mit einer Sehnenscheidenentzündung gekoppelt, welche sich mit Schwellung und Schonung der Gliedmasse manifestiert. Die Sehnenscheide ist stärker gefüllt und wölbt sich vor. Bei dauernder Reizung und Ueberbeanspruchung kann dies zu einer chronischen Tendovaginitis führen, welche zu eitrigen Entzündungen und Fieber führen kann. Ursachen sind mechanische Traumen, Ueberdehnung, Quetschung, Schlag oder Stiche und Bisse.
Schleimbeutelentzündung (Bursitis)
Schleimbeutel haben ähnliche Funktion wie
Sehnenscheiden. Sie erhöhen die Gleitfähigkeit von Haut, Muskeln, Sehnen und
Bändern über harter Unterlage. Sie haben also Polsterfunktion. Die Bursitis hat
ähnliche Ursachen wie die Sehnenscheidenentzündung, also kurzfristig heftige oder
ständige mechanische Reizungen. Der Schleimbeutel ist vermehrt warm und
geschwollen. Im akuten Stadium sehr schmerzhaft und kann je nach Sitz zu
heftigen Lahmheiten führen. Die passende Behandlung sollte rasch möglichst
einsetzen.
Krankheiten der Muskeln
Bei akuten Muskelentzündungen, verursacht durch Quetschung, Dehnung, Zerrung, Prellung, Zerreissung ist der Muskel verdickt, hart, vermehrt warm und schmerzhaft. Funktionsstörungen und Lahmheit treten auf, der Gang ist steif, aber wird nach einigen Schritten wieder elastischer.
Eine eitrige Myositis tritt auf bei Verletzungen und Infektionen sowie durch Eiterungen in Knochen und Gelenken.
Der Muskelrheumatismus tritt (selten) v.a. im Winter, nach Erkältungen und Abkühlungen auf. Betroffen sind Muskeln des Stammes, diese Entzündung mit Zerfall der Muskelfasern ist sehr schmerzhaft, die Muskeln sind gespannt und kontrahieren oft, so dass eigenartige Stellungen, Steifheit und Lahmheiten auftreten, welche mit zunehmender Bewegung verschwinden, der Hund kann sogar aufschreien, wenn er an den betroffenen Muskeln berührt wird. Der Appetit ist schlecht und mitunter kann auch Fieber auftreten.
Die chronische Muskelentzündung entsteht aus der akuten Form. Der Muskel ist verdickt und umfangsvermehrt und hat einen Teil seiner Kontraktibilität eingebüsst. Die Schmerzhaftigkeit ist eher gering mit bestehender Lahmheit, die Tiere sind apathisch und unlustig.
Muskelschwund hat viele Ursachen und ist gekennzeichnet durch erhebliche Umfangsverminderung. Z.B. durch mangelnde Bewegung, infolge von Knochenbrüchen, Schonhaltung durch andere Erkrankungen im Bewegungsapparat, bei schweren Infektionskrankheiten, bösartigen Tumoren (bes. Leukose), starker Eiweissverlust (Herzschwäche), Nierenerkrankungen und Gebärmutterentzündung, mangelnde Blutversorgung etc.
Muskelrisse treten v.a. bei kurzfristig überbeanspruchten Tieren auf, welche meist zu wenig trainiert sind, die Diagnose ist selten exakt erfassbar.
Beim Muskelkrampf handelt es sich um eine länger anhaltende Muskelkontraktion, die häufig langsam ansteigt und ebenso abnimmt. Entweder nervlich bedingt im Verlauf von Intoxikation oder Infektionen (Tetanus) oder bei Herzerkrankungen. Es muss unbedingt die Primärkrankheit therapiert werden. Bei kleinen Rassen vorkommend, als Schottenkrampf bekannt, fallen die Tiere nach krampfhaftem zusammenziehen der Hinterbeine, um. Diese Krampfanfälle werden durch seelische Erregung beschleunigt.
Eklapsie ist eine Muskelerkrankung der säugenden Hündin (Geburtstetanie),
verursacht durch einen starken Abfall des Calcium-Magnesium-Blutspiegels, wodurch
sich die Reflexerregbarkeit der gesamten Körpermuskulatur steigert. Die Hündin ist
unruhig, gefolgt von Muskelzittern bis hin zu starken Krämpfen der gesamten
Muskulatur. Sie hat Fieber und liegt fest. Der Hündin sollten die Welpen
abgenommen werden, sie braucht Ruhe und viel Flüssigkeit sowie dringend Calcium-
und Magnesiumsubstitution.
Erkrankungen der Nerven
Nervenerkrankungen sind entweder zentral (Erkrankungen des Gehirns oder Rückenmarks) bedingt oder entstehen peripher durch Störungen der Nervenleitungen: Entzündungen, Zerreissung, Durchschneidung, Quetschung, Vergiftung, Infektion.
Erkrankungen der Wirbelsäule
Das tragende Element der Wirbelsäule sind die Wirbelknochen, die hintereinander
gelagert den Wirbelkanal bilden, in dem sich das Rückenmark befindet. Durch die
Wirbellöcher treten seitwärts die Nervenstränge aus, die die Gliedmasse
versorgen. Verbunden werden die Wirbel durch Bänder und Muskeln. Das dem
Rückenmark übergeordnete Gehirn fungiert als Koordinator aller willkürlichen und
unwillkürlichen Impulsen des Organismus. Praktisch alle lebensnotwendigen
Impulse werden vom Zentrum des verlängerten Marks gesteuert. Das Grosshirn
empfängt und sendet Informationen von und zu den Sinnesorganen.
Erkrankungen im Bereich des zentralen Nervensystems können, je nach Lokalisation und Intensität, von kaum wahrnehmbaren sensiblen oder motorischen Störungen bis zu Totalausfällen und sogar zum Tod führen. Deshalb ist es dringlich, Verletzungen im Bereich des Kopfes und der Wirbelsäule nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und sie von einem Fachmann genaustens abklären zu lassen.
Rückenmarkserkrankungen
Rückenmarkserschütterungen geht ein Trauma voraus, manchmal in Verbindung mit einer Gehirnerschütterung. Die Symptome sind rel. mild, Störungen der Motorik, der Sensibilität und der Reflexe, Schwanken der Nachhand, tappender Gang evtl. mit Schocksymptomen.
Bei der Rückenmarksquetschung sind die Symptome ausgeprägter, starkes Schwanken, schlaffe Nachhandlähmung, auch Penislähmung möglich, Harn- und Kotabsatz können gestört sein. Die Heilung dauert bei entsprechender Therapie länger wie bei der Erschütterung und kann auf einer gewissen Stufe stehen bleiben.
Bei einer Durchtrennung des Rückenmarkes durch eine Wirbelluxation im Bereich der Brust- oder Lendenwirbelsäule liegt das Tier auf der Seite fest, eine Behandlung ist aussichtslos.
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Der IV Lendenwirbel ist als Keilwirbel ausgebildet und hat das Rückemark durchtrennt!
(Aufnahme: Schiefer) |
Bandscheibenvorfall,
Diskopathie, Diskusprolaps
Diese Erkrankung befällt alle Rassen und Altersklassen, bei kleineren Hunden auch unter dem Namen Dackellähmung bekannt.
Jede Discopathie entsteht aufgrund einer Degeneration im Bereich der Bandscheibe, z.B. durch Kalkablagerung (ernährungsbedingt oder aber genetischen Ursprungs). Es kommt zum Verlust der Elastizität.
Klinisch lassen sich 2 Stadien unterschieden:
Im Schmerzstadium zeigen die Tiere Bewegungseinschränkungen infolge Schmerzen, Auslöser sind Treppensteigen, Sprünge, etc.. Der Gang wird zunehmend steif und schmerzhaft, der Rücken gekrümmt, Bauchmuskulatur gespannt, das Tier heult beim hochheben und kann überaus empfindlich sein auf Berührung. Die Reflexe können herabgesetzt, aufgehoben oder auch gesteigert sein. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es dann zur teilweisen oder kompletten Lähmung der Hinterextremitäten. Diese Lähmung kann auch sofort nach einem Trauma auftreten. Die Tiere schleifen die Hinterbeine robbenartig nach. Die Folge sind Abschürfungen und Verletzungen der Zehen, Darm und Blasenlähmung kommen hinzu, der Schwanz hängt schlaff herab, auch eine unkontrollierte Entleerung ist möglich. Bei längerer Erkrankung kommt es zu Atrophien der Muskeln.
Gerade bei Dackeln kennt man eine vorprogrammierte genetische Kalzium-Phosphor-Stoffwechselstörung - Dackellähmung. Dadurch beginnen die knorpeligen Zwischenwirbelscheiben frühzeitig zu verknöchern und können in ihrer weiteren Folge nicht mehr ihrer elastischen Pufferwirkung entlang der Wirbelsäule nachkommen. Normalerweise unterstützen sie die Beweglichkeit und Verformbarkeit der Wirbelsäule; so aber werden die betroffenen Segmente steif und unbeweglich. Die Zwischenwirbelscheibe (Discus) wird hart, unelastisch und verliert ihre ursprüngliche druckausgleichende Funktion. Gewisse Beanspruchungen wie Sprünge, Treppenlaufen, Männchenmachen etc. sind dann meist die Auslöser dafür, dass die verkalkte, unelastische Bandscheibe in den Wirbelkanal vorfällt und hier gegen das Rückenmark und die austretenden Spinalnerven drückt. Besonders gefährdet sind die beweglicheren Bereiche der Hals- und der Lendenwirbelsäule.
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a = Wirbelknochen b = Rückenmark
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Der Pfeil weist auf die vorgefallene Bandscheibe |
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Die schwerwiegenden Folgen dieses Trauma’s sind Quetschungen des Rückenmarks und der austretenden Nerven, das zieht Entzündungen nach sich sowie kleine Blutergüsse in den Wirbelkanal. Die Behandlung ist am effektivsten und sehr spektakulär gleich nach einem Vorfall, wie länger die Nerven und das Rückenmark verletzt sind, umso komplizierter und langwieriger wird der Heilungsprozess. Die erfolgreiche Therapie besteht aus der Traumabehandlung und der Rückbringung des Discus in seine ursprüngliche Lage, ein weiterer Schritt ist eine gezielte vorbeugende Therapie. Eine leichte und gezielte Physiotherapie angewendet nach der ersten Traumatherapie und zusätzliche Salbenverbände mit Traumeelsalbe bringen zusätzliche Erleichterung.
Besonders ist auf eine leichte Ernährung ohne Frischfleisch (enthält viel Kalzium) zu achten. Oft weisen Hunde mit Bandscheibenvorfällen zu einem „perversen Appetit“, was eine Störung im Mineralsstoffwechsel insbesondere des Kalzium-Phosphorstoffhaushaltes bestätigen kann.
Die geschädigten Nervenfasern können durch spezifische Vit. B Gaben in ihrer Regenration unterstützt werden. Ganz wichtig ist, den gestörten Kalzium-Phosphor-Stoffwechsel zu regulieren, damit diese Fehlfunktion nicht noch mehr Schaden anrichten kann, eine entsprechende Behandlung sollte gerade bei einem Prolaps regelmässig wiederholt werden.
Spondylosis, Spondylarthrosis
Diese Abnutzungs- und Alterserkrankung tritt v.a. im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule auf. Auffallend dass diese Krankheiten bei gewissen Rassen und Zuchtlinien gehäuft auftritt und bereits in jungen Jahren zum tragen kommt. Degenerative Prozesse mit brückenförmigen Auswüchsen an der unteren Seite der Wirbelkörper sind erkennbar. Auch eine Verknöcherung der Bänder der kleinen Wirbelgelenke ist möglich. Die Spondylose wird meist bei grossen Rassen als Zufallsbefund festgestellt, da sie im Anfangsstadium keinen oder nur einen mässigen Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit hat. Im fortgeschrittenen Stadium sind Steifheit der Wirbelsäule, v.a. im Lendenbereich und gespannter Gang feststellbar, die Tiere jaulen auf, wenn sie berührt werden. Sie können sich nur mühsam erheben, vermeiden das Treppensteigen und schnelle Bewegungen und schränken ihre Spaziergänge ein. Im Endstadium hängt der Schwanz schlaff herunter, die Tiere können nicht mehr die typische Stellung für Harn und Kotabsatz einnehmen, es treten Lähmungen und Muskelatrophie ein.
Auch hier gilt, je früher die Behandlung einsetzt, desto vorteilhafter für das Tier, es ist nämlich durchaus möglich mit verschiedenen biologischen Dauertherapien den Verknöcherungsvorgang aufzuhalten und in den besten Fällen sogar rückgängig zu machen. Im Zweifelsfall bringt eine Röntgenuntersuchung die klare Antwort. Bei prädestinierten Rassen oder Zuchtlinien empfiehlt es sich eine entsprechende Präventionsbehandlung anzustreben.
Die Spondylarthritis deformans ist eine Arthrose der Wirbelgelenke oft mit Verknöcherung der Bänder und zeigt ähnliche Erscheinungen wie die Spondylose. Rüden werden mehr betroffen wie Hündinnen.
Als weitere Problematik welche ebenfalls zum Bereich der Wirbelsäule behört, sei
hier kurz angesprochen, die
Knickrute
und
Ringelrute
Die Knickbildung und Verdrehung der Rute ist durch Verwachsungen oder
Stellungsanomalien der Wirbel bedingt. Solche Rutenfehler werden autosomal
rezessiv vererbt.
Die Ringelrute oder überzogene Rute wie sie bei vielen Rassen und Zuchtlinien
anzutreffen ist, beruht nicht auf einer Missbildung des Knochens, sondern auf
Verkürzung der Sehnen oder auf zu starkem Sehen- oder Muskelzug.
Lähmungen der Hinterhand
treten auch auf beim Verlauf der nervösen Staupe, bei
akuter Prostatitis oder Analbeutelentzündung.
Verletzungen von Pfotenballen oder Krallen können zu hochgradiger Lahmheit
führen, deshalb sollte der Hunde- und auch der Katzenbesitzer regelmässig die Füsse
seines Lieblings (Ballen,
Krallen, Zwischenzehenräume) kontrollieren, um allfällige Verletzungen zu
erkennen und sogleich mit einer passenden Behandlung einzusetzen. Abnormitäten
und Anomalien im Krallenbereich sind oft auf chronische Stoffwechselstörungen
zurück zu führen, welche ungedingt über einen längeren Zeitraum einer gezielten
Behandlung unterstellt werden sollen.
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Vor dem Anlegen eines Fussverbandes werden die Zwischenzehenräume mit Watte gepolstert. |
Eine Zellstoffrolle wird vor dem Verband steigbügelartig über die Zehenspitzen gewickelt. |
Zum Schluss sei erwähnt, dass es nebst den organpathologischen Gründen auch
Lahmheiten bei Tieren gibt, welche durch Lerneffekte entstanden sind (das Tier
bekommt Zuwendung bei Lahmheit = Belohnung). Auffallend bei diesen Lahmheitsformen ist, dass diese nicht kontinuierlich sondern nur in bestimmten
Situation auftreten. Ist ein Tier in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, so
kann es ebenfalls lahm gehen.
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